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as. 2021.4

Ob im Sudan, in Ägypten oder in Kroatien, die Projekte der Genfer Archäolog*innen im Ausland sind zahlreich und vielfältig. Die Ausgrabungen in der antiken Stadt Orikos in Südalbanien, am östlichen Ufer der Strasse von Otranto, reiht sich in diese Tradition ein. Sie werden seit 2016 von Forscher des Archäologischen Instituts von Albanien und der Universität Genf geleitet, die in diesem Dossier ihre ersten Ergebnisse vorstellen. Literarischen Quellen zufolge wurde die Stadt im späten 8. Jh. v.Chr. von Griechen von der Insel Evia gegründet. Neue Forschungen zeigen nun aber, dass die ersten Besiedlungsspuren nicht vor das 6. Jh. v.Chr. zurückreichen. Nach einem Abschwung in der römischen Kaiserzeit gewann die Stadt in der Spätantike und im Frühmittelalter wieder an Bedeutung. Diese letzte Ausgabe von 2021 widmet sich ganz dem Mittelalter und der Neuzeit von einem Überblick zu den Freiburger Fundstellen zwischen Antike und Mittelalter, über Entdeckungen im Hafenviertel von Nyon und die Aufarbeitung der Bauplastiken aus St. Gallen bis hin zur Pestepidemie in Graubünden im 17. Jh. Frohes Entdecken!

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Focus

Dossier

Die seit 2008 in der antiken Stadt Orikos durchgeführten Forschungen zeigen, dass die ersten Besiedlungsspuren nicht vor das 6. Jh. v.Chr. zurückreichen. Die Entdeckungen im Bereich des Theaters weisen auf einen Bedeutungsgewinn der Stadt bereits im 4. Jh. v.Chr. hin und ab dem 3. Jh. v.Chr. ist eine städtische Organisation erkennbar. Eine gross angelegte Rekonstruktion der Befestigungsanlagen zeigt, dass die Stadt ab der Spätantike bis zum Ende des Hochmittelalters noch einmal an Bedeutung gewann. Zu dieser Zeit war die Siedlung nach einem städtischen Raster organisiert, das sich zu beiden Seiten eines Verkehrswegs entwickelte. Ab der zweiten Hälfte des 8. Jh. beherbergte Orikos Einheiten der kaiserlichen Flotte, bevor es in der zweiten Hälfte des 10. Jh. zum Sitz des byzantinischen Militärs an der Adria wurde. Die Stadt scheint nach der Mitte des 11. Jh. allmählich aufgelassen worden zu sein.

Der Kanton Freiburg von der Antike bis zum Frühmittelalter

In der Antike gehörte der Kanton Freiburg zur Kolonie Avenches, der Hauptstadt der Helvetier. In diesem Gebiet gab es hauptsächlich ländliche Siedlungen (villae rusticae und einfache Höfe) sowie ein kleines Städtchen. Dieses Siedlungsmuster veränderte sich ab dem 3.Jh. n.Chr., als das Römische Reich eine Reihe von Krisen durchlief. Unter anderem die Fundstellen von Bösingen und Vallon veranschaulichen die Entwicklung der Besiedlung zwischen dem 3. und 4. Jh., die strukturelle und architektonische Veränderungen mit sich brachte und manchmal mit einer Siedlungsverlagerung einherging. Anders als in anderen Regionen wie etwa dem Genferseebecken, sind Funde aus dem 5. Jh., an der Schnittstelle zwischen Spätantike und Frühmittelalter, hier sehr selten. Die Besiedlung im Frühmittelalter – ebenso verstreut wie in römischer Zeit – ist hauptsächlich durch Friedhöfe bezeugt, da eigentliche Siedlungsbefunde immer noch selten sind.

Neue Erkenntnisse über die Seeseite des Viertels Rive in Nyon

Vor dem Umbau des ehemaligen Hotels Beau Rivage in Nyon wurde im Januar 2020 eine archäologische Ausgrabung auf einer Fläche von fast 200 m² durchgeführt. Die Untersuchungen haben mehrere Mauerfundamente aus dem Mittelalter ans Licht gebracht, die als Befestigungs- oder Kaimauern interpretiert werden. Ihre Fundamente bestanden zum Teil aus römischen Bausteinen, die auf im Herbst/Winter 1191/1192 geschlagenen Eichenbohlen aufliegen.