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arCHaeo 2023.2

Liebe Leserinnen und Leser,

die schrittweise Rückkehr von Grossraubtieren oder die Vergandung von Kulturlandflächen führt hierzulande regelmässig zu kontroversen Debatten über den Stellenwert von «Wildnis» in unserer heutigen Gesellschaft. Dass dieses Konzept jedoch längst nicht nur als einfache Antithese zur «zivilisierten» Kulturlandschaft zu verstehen ist, soll die vorliegende Ausgabe von arCHaeo zeigen. Neben den wechselhaften Mensch-Natur-Beziehungen im Verlaufe der Kulturgeschichte steht dabei auch die Selbstwahrnehmung des modernen Menschen in Abgrenzung etwa zum «wilden» Neandertaler im Fokus. Der Heftschwerpunkt wird durch die Bilder von Oliver Gutfleisch um eine weitere Perspektive ergänzt: Er weiss die schleichende Rückeroberung aufgelassener Gebäude durch die Natur – also quasi die «Archäologisierung» der Gegenwart – ins rechte Licht zu setzen.

Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige, entdeckungsreiche Lektüre dieses Hefts und verabschiede mich gleichzeitig als arCHaeo-Redakteurin. Auf Wiedersehen!

Leandra Reitmaier-Naef

Table of contents

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Focus

Bist du es, Wolf? Mensch und Grossraubtiere im Laufe der Zeit

Mehr als jedes andere Tier, sind es in unserer Region der Wolf und der Braunbär, die die Wildnis symbolisieren und verkörpern. In Zeiten der umstrittenen Rückkehr dieser beiden Grossraubtiere in die Schweiz stellt sich die Frage, welche Beziehungen unsere Vorfahren zu ihnen pflegten. Anhand einiger historischer und archäologischer Beispiele bietet dieser kurze Artikel einen Überblick über die Beziehungen zwischen Mensch und Grossraubtieren in der Zeit vom 19. Jh. bis zum Ende des Paläolithikums.

Was assen die Neandertaler?

Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz und des benachbarten Frankreichs belegen Funde von Stein- und Knochenwerkzeugen, Überreste von Feuerstellen und Kohlefragmente die Präsenz von Neanderthalern. Die ausgestorbene Menschenart liess sie in aufgesuchten Höhlen, unter Felsdächern und an Freilandstationen zurück. Neben diesen Überresten aus der Mittelsteinzeit (vor 300 000 bis 40 000 Jahren) tauchten auch immer wieder Tierknochen auf, die als Nahrungsabfälle der Neandertaler gedeutet wurden. Neuere Untersuchungen von Tierknochen aus vier archäologischen Fundstellen dieser Zeit in den Kantonen Wallis und Neuenburg sowie aus Hochsavoyen zeigen jedoch, dass keine Spuren von menschlichem Verzehr vorliegen. Dies wirft Fragen zu den Ernährungsgewohnheiten des Neandertalers und seinen Beziehungen zur Tierwelt auf.

Politik – auch das ist Archäologie!

Im Juni 2023 scheidet Andrea Schaer nach neun Jahren aus dem Vorstand von AS aus, wo sie sich u.a. als Delegierte bei Alliance Patrimoine für die Schweizer Archäologie eingebracht hat. Im Gespräch erläutert sie die wichtigsten gesetzlichen und politischen Grundlagen der Schweizer Archäologie, spricht über aktuelle Herausforderungen und zeigt Chancen für die Zukunft auf. Herzlichen Dank für Dein Engagement, Andrea!